Nicht jede Trennung ist für immer – viele Paare finden nach dem vorläufigen Ende einer Beziehung wieder zusammen. Allerdings ist auch der zweite, dritte oder sogar vierte Versuch oft nicht von Erfolg gekrönt. Warum fällt es dennoch so schwer, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen? Und wann besteht eine realistische Chance, dass ein erneuter Anlauf gut geht?
Warum wir den Ex-Partner nach der Trennung zurückwollen
Es ist typisch für die Trennungsphase, den Ex-Partner zurück gewinnen zu wollen. Schon hormonell bedingt geht es gar nicht anders, denn auf einen plötzlichen Liebesverlust reagiert der Körper zunächst erst einmal wie auf einen Drogenentzug. Das plötzliche Wegfallen der Droge (des Partners) sorgt für einen abrupten Abfall der Serotonin-Produktion. Bleibt das Glückshormon aus, versucht der Körper das mit einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin auszugleichen – dem Hormon, das zu Beginn der Beziehung das „Verliebtheits-Gefühl“ verursacht und das vor allem dann ausgesendet wird, wenn wir Zeit mit unserem Partner verbringen. Aus diesem Grund fühlen wir uns nach der Trennung häufig noch verliebter, als es während der Beziehung der Fall war und wollen nichts lieber, als dem Ex-partner wieder nah zu sein.
Viele Paare finden in diesem Zeitraum wieder zueinander und versuchen, an dem Punkt der Beziehung anzuknüpfen, an dem diese endete. Allerdings meist ohne Erfolg – denn die wenigsten arbeiten am Auslöser des Bruchs.
Was hat sich geändert?
Damit ein Zweitversuch wirklich Sinn macht, muss Veränderung her. Es einfach noch einmal zu versuchen und dann abzuwarten, was passiert, funktioniert nur bei den wenigsten. Nicht jede Trennung kommt zustande, weil beide Partner sich plötzlich nicht mehr lieben – oft sind ungünstige Umstände oder fehlende Kommunikation die Ursache. Wer es noch einmal mit dem Ex probieren möchte, sollte sich vorher folgende Fragen stellen:
Sind die Umstände, die zur Trennung geführt haben, jetzt anders?
Räumliche Entfernung, ein stressiger Job, mangelnde Bereitschaft, sich auf die Beziehung einzulassen – es gibt zahlreiche Ursachen, die zum Ende einer Partnerschaft führen können. Überlegen Sie, was für Sie der ausschlaggebende Punkt war, der zur Trennung geführt hat. Haben sich die Umstände geändert? Ist es beispielsweise möglich, dass Ihr Partner im Falle einer Fernbeziehung näher zu Ihnen zieht, oder hat er durch den Verlust Ihrer Liebe erkannt, dass er bereit ist, an der Beziehung zu arbeiten?
Sind beide Partner bereit, an der Beziehung zu arbeiten und offen zu kommunizieren?
Wenn die Ursachen, die zur Trennung geführt haben, in mangelnder Kommunikation oder Kompromissbereitschaft begründet lagen, überlegen Sie, ob beide Parteien den Mut (und die Motivation) zur Veränderung mitbringen. Ein zweiter Versuch bringt nicht weniger Streitpotenzial mit sich – im Gegenteil. Damit die neue alte Liebe eine Chance hat, muss auf beiden Seiten die Bereitschaft da sein, an problematischem Verhalten zu arbeiten.
Wurden alte Verletzungen vollständig vergeben oder werden sie die Beziehung weiter belasten?
Verletzende Worte im Streit, rücksichtsloses Verhalten oder gar Untreue – häufig werden viele alte Wunden unbehandelt mit in den zweiten Anlauf genommen. Wer so ansetzt, kann nur verlieren, denn früher oder später kommen vergessen geglaubte Schmerzen in jedem Fall wieder an die Oberfläche. Beide Partner sollten genau überlegen, ob die Verletzungen aus dem letzten Versuch wirklich vergeben wurden.
Sind Bequemlichkeit, Einsamkeit oder Angst für Veränderung der Grund für den zweiten Versuch?
Es gibt viele Gründe, die dafürsprechen, es noch einmal mit dem Ex zu versuchen – kaum jemand kein einen so gut wie ein ehemaliger Partner, beide wissen genau, woran sie beim anderen sind, alles ist wunderbar vertraut – die Angst vorm Alleinsein sollte jedoch nicht dazu gehören. Wer es nur deshalb noch einmal versuchen möchte, weil eine schlechte Beziehung immer noch besser als gar keine ist, sollte sich das genau überlegen. Denn wer wissentlich mit dem falschen Partner zusammenbleibt, riskiert bestenfalls eine zweite, unschöne Trennung und fügt schlimmstenfalls sich selbst und anderen nur noch mehr unnötige Schmerzen zu.